Die empirische Evidenz der Low-Volatility-Anomie ist zwischenzeitlich auf breiter Front belegt. Die Low-Volatility-Anomalie besagt, dass Aktien mit niedrigem Risiko im Durchschnitt höhere Renditen erwirtschaften als Aktien mit hohem Risiko. Dieses Phänomen steht damit immer noch in diametralem Gegensatz zum CAPM, welches die Basis der Portfoliotheorie bildet. Tatsächlich ist dies verwirrend, weshalb dieses Paradoxon von der Wissenschaft auch mit dem Fachwort Anomalie bedacht wurde. Wie kann es aber sein, dass risikoreiche Aktien (mit hohem Beta) niedrigere Renditen erwirtschaften, obwohl es laut allen Lehrbüchern anders sein sollte?
In unserem heutigen blog-Beitrag wollen wir uns einer der Hauptursachen der Low-Volatility-Anomalie nähern, nämlich dem Thema Absolutes vs. Relatives Risiko.
Die Volatilität ist eine Kennzahl zur Verdeutlichung / Messung der absoluten Schwankungsintensität von Aktien. Der überwiegende Teil der Finanzindustrie ist aber darauf ausgerichtet, sich am relativen Risiko zu orientieren. Die Leistungen von Fondsmanagern zum Beispiel werden immer an der relativen Entwicklung ihres Fonds im Vergleich zur entsprechenden Benchmark (Vergleichsindex) gemessen. Dies ist insofern problematisch, da eine Aktie mit Null absolutem Risiko (Volatilität) unter relativen Gesichtspunkten sehr risikoreich sein kann. Dies bedarf natürlich der Erläuterung:
Hier ein Beispiel zur Verdeutlichung: Eine Aktie verzeichnet jedes Jahr eine positive Wertentwicklung in Höhe von 5%. Gleichzeitig schwankt der Markt (Benchmark) zwischen -20% und +40%. Besagte Aktie ist unter relativen Aspekten sehr risikoreich, denn sie entwickelt sich einmal um 25% besser und einmal um 25% schlechter als der Markt. Aus absoluter Sicht weist diese Aktie aber kein Risiko auf, denn sie erwirtschaftet einen jährlichen und stetigen Ertrag in Höhe von 5%.
Professionelle Anleger, Fondsmanager, Asset-Manager und Finanzberater sind allerdings darauf trainiert, auf das relative Risiko zu achten. Sie müssen nämlich ihren Chefs, ihren Kunden und anderen beweisen, dass sie besser sind – als der Durchschnitt. Eine bessere Performance zu erwirtschaften als die Benchmark wird in der Finanzindustrie als Outperformance bezeichnet. Dies zu erreichen, ist oberstes Ziel und notwendige Bedingung zur Rechtfertigung von Anlagestrategien. Eine relative hohe Rendite bei niedrigem Risiko zu erwirtschaften ist dagegen nur im Sinne der Anleger, nicht aber im Sinne der Finanzindustrie. Die Berücksichtigung oder noch besser die konsequente Ausnutzung der Low-Volatility-Anomalie bei der Auswahl von Aktien wird deshalb von der Finanzindustrie nur in den seltensten Fällen vorgenommen.
Umso wichtiger für Sie, mit uns einen Partner an Ihrer Seite zu haben, der unabhängig von Benchmarks und Chefs am Markt agieren kann und der sich bei der Auswahl von Aktien streng an die Auswahlkriterien unseres Low-Vola-Modell hält. Dieser Artikel ist der Beginn einer kleinen Serie von Artikeln zu den Ursachen der Low-Volatility-Anomalie. Wenn dieser Artikel Ihr Interesse wecken konnte, dürfen Sie also gespannt sein.