13. Februar 2017 Jörg Müller

Querje’dacht – Stiftungen, schaut auf den Drawdown

Immerzu lese ich, was Stiftungen bei Fonds beachten müssen. Asset Allocation ist wichtig, die Ausschüttung natürlich, der Ansatz, das richtige Risikomaß. Dann wird die Volatilität ins Bild gerückt – also ob das für Stiftungen die relevante Risikogröße wäre. In Wahrheit sollten Stiftungen neben der Ausschüttung darauf schauen, dass ihr Fonds zwischendurch nicht zu große Schmerzen verursacht. Denn ein großer oder unerwarteter Drawdown kann Stiftungen, gerade im derzeitigen Umfeld, bis ins Mark treffen.

Stiftungen sind dem Kapitalerhalt verpflichtet, so weit so gut. Gleichzeitig ist es für sie vordergründig, ordentliche Erträge für die Zwecksphäre zu erzielen. Kaufen sie einen Fonds, kaufen sie in der Regel ein Produkt, das ausschüttend aufgesetzt wurde, das also für die ordentlichen Erträge zu einem oder mehreren Terminen sorgt. Eine Stiftung kauft mit einem Fonds aber nicht automatisch auch die Sicherheit, dass Rücksetzer für alle Zeiten ausgeschlossen sind. Jedoch ist für Stiftungen ein Rücksetzer noch kein Drama, solange er nicht die ordentlichen Erträge tangiert und von vorübergehender Natur ist. Vorübergehende Wertverzehre können wieder aufgeholt werden und brauchen nicht buchhalterisch erfasst zu werden. Dauerhafte Wertverzehre dagegen, und hier wird die Stiftung von der Stiftungsaufsicht sicherlich darauf aufmerksam gemacht, sind entsprechend zu erfassen, was für den Stiftungsvorstand schmerzhaft sein kann. Und es dürfte Fragen zu dessen Sorgfalt in der täglichen Praxis mit sich bringen, was wiederum Haftungsfragen Tür und Tor öffnet.

Dauerhafte Wertverzehre müssen vermieden werden

Entsprechend müssen Stiftungen versuchen, dauerhafte Wertverzehre so gut es geht zu vermeiden. Stiftungen brauchen ein Gefühl dafür, wo der gekaufte Fonds in der Zwischenzeit den Schmerzpegel ansetzt, und einen Eindruck, wie groß die Zeitspanne für das Aufholen der Verluste – die sogenannte Recovery Period – sein könnte. Kurzum: Stiftungen sollten auf die Drawdowns schauen, also auf die Rückschläge eines Fonds, die stets in Prozent gemessen werden. Der Maximum Drawdown misst den größten Abschlag, den der Fonds vom Hoch- zum Tiefpunkt erlitten hat, er gibt ein Bild davon, was einst im Fonds einmal passiert ist. Das Ganze muss in den Marktkontext, in dem dieser Drawdown passiert, gestellt werden. Hat ein Fonds mit 30% Aktien und 70% Rentenquote um 20% korrigiert, während der Aktienmarkt leicht gestiegen und der Rentenmarkt seitwärts tendiert ist, dann ist im Fonds was schief gelaufen. Das kann temporär begründbar sein, etwa mit einem Managementwechsel oder Strategieschwenk, und das muss jedem Fonds auch zugestanden werden.

Risiko-Radar auf sensibel schalten

Ist dergleichen aber nicht passiert, dann muss der Stiftungsvorstand hellhörig werden, sein Risiko-Radar muss dann auf maximale Sensibilität gedreht werden. Ein Drawdown an sich ist nichts Schlechtes oder Schlimmes, denn die Märkte schwanken nun einmal und mit ihnen die Fonds, die in diese Märkte investieren. Aber diese Rücksetzer müssen genauso rasch aufgeholt werden, wie sie entstanden sind, und sie dürfen nicht von erheblicher Dauer sein. Passiert das, sind diese Drawdowns ein Problem, wofür der Stiftungsvorstand dann aber auch sensibilisiert sein muss. Was Stiftungsvorstände eher vernachlässigen sollten, sind Volatilitäten. Diese messen ja die Schwankungsbreite, also eine Bewegung aus dem Positiven ins Negative und auch wieder zurück, sie ist damit aber kein Maß für den Schmerz, den ich als Anleger tatsächlich erleide. Denn positive Schwankungen, solche also die mir einen Kursgewinn bescheren, sind ja per se kein Risiko. Volatilität misst eher den Stress an den Märkten im Allgemeinen, was ich mir als Drawdown-Alarm durchaus zu Nutze machen kann.

Drawdown als ehrliches Risikomaß

Sieht ein Stiftungsvorstand im Zuge seiner regelmäßig durchzuführenden Marktbeschau, dass die Volatilitäten anziehen, dann müsste sich dies in Drawdowns in den Fonds auswirken. Steigt also die Volatilität, zeigt dies Stress an, der sich dann in Drawdowns auswirkt. Darauf kann sich eine Stiftung durchaus vorbereiten, indem sie zum Beispiel definiert, dass die Fonds maximal 15% vom aktuellen Stand verlieren dürfen. Das mag ein sehr einfacher Ansatz im Risikomanagement sein, aber er begrenzt den Drawdown, also den Schmerz, den ich vermutlich erleiden muss. Drawdowns sind ein Maß, das noch nicht so oft in der Analyse Eingang finden, immer noch sind Volatilität oder Sharpe Ratio die prägenden Kenngrößen in der Fondsanalyse. Für Stiftungen aber braucht es ehrliche Maße, die sie anfassen und verstehen können. Und einen Drawdown, der im Chart eben ein Abschlag oder Haken nach unten ist, kann jeder Stiftungsvorstand begreifen, für sich analysieren und dann entscheiden, ob der Fonds mit diesem Potential für einen Rücksetzer der passende für die Stiftung ist.

Fazit

Stiftungen brauchen Unterstützung bei der Fondsanlage, sie brauchen Indikatoren, auf die sie schauen und sich berufen können. Ein Drawdown und die ihn begleitende Recovery Period kann ein gutes Argument sein, warum sich ein Stiftungslenker gegen den Kauf dieses oder jenes Fonds entschieden hat, gibt ein Drawdown doch ein ehrliches Bild davon ab, was zwischenzeitlich passieren kann bzw. was zwischenzeitlich schon einmal tatsächlich passiert ist. Machen sich Stiftungen das zu Nutze, entmystifiziert dies die Fondsanlage für Stiftungen, denn plötzlich ist Risiko anfassbar- und damit auch beherrschbar.

Herzlichst
Ihr
Jörg Müller

Hinweis: Im College Fonds lag der maximale Drawdown in den vergangenen 3 Jahren bei 9,80 %, was einen vergleichbar guten Wert darstellt, der sich zudem im Marktkontext erklären lässt. Für uns besteht ein Zusammenhang zwischen niedrig schwankenden Aktien, sogenannte Low-Vola-Aktien und niedrigen Drawdowns. Niedrig schwankende Aktien produzieren geringere zwischenzeitliche Rücksetzer und machen den Fonds damit resistenter gegen Aufwärtsschübe der Volatilität. Zudem nehmen solche Aktien voll an Aufwärtsbewegungen teil. Das untermauert die Eignung des College-Fonds-Konzepts für Stiftungen, da nicht zuletzt die Ausschüttungsfähigkeit des Fonds hiervon unbeeinflusst bleibt.

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