Stiftungsgeeignete Fonds zeigen im August und September ihr wahres Gesicht. Fast immer im Herbst, und manchmal auch im Spätsommer, bekommen die Börsen einen Tobsuchtsanfall. Diesmal waren konjunkturelle Sorgen in China und Zinserhöhungssorgen in den USA der Auslöser für Verwerfungen an den Börsen. Für Stiftungen und für stiftungsgeeignete Fonds sind solche Phasen jedoch Gold wert.
Von Tobias M. Karow
Wenn in China die Sorgen vor einem schwächeren Wachstum kursieren, dann ist das eigentlich keine Neuigkeit. Jeder, der vor Ort die Massen an leer stehenden Hochhäusern betrachtet weiß, dass ein Überangebot existiert. Und die USA werden eines Tages die Zinsen erhöhen, ob dieses oder nächstes Jahr oder erst 2017, weil die Wahl-Party nicht versaut werden soll, das spielt eigentlich keine Rolle. Die Börsen wollten und konnten nicht mehr nach oben, also ging es nach unten, es braucht eben nur Auslöser, um in den Baisse-Modus zu schalten. Für stiftungsgeeignete Fonds, von denen wir uns 12 etwas näher angeschaut haben, ist solch eine Gemengelage aber eine, die viel über die Fähigkeit eines Fonds aussagt, schwierige Phasen handhaben zu können. Risikomanagement in Factsheet und Jahresbericht aufzunehmen und Risikomanagement zu betreiben, das sind zwei Paar Schuhe, die nicht selten so gar nicht zusammenpassen.
Steigeisen rechtzeitig angelegt?
Ein Zoom auf den Monat August macht aber zunächst einmal keinen Sinn ohne einen Blick auf die drei Monate davor, um zu sehen, ob die Steigeisen rechtzeitig angelegt wurden. Bereits hier zeigte sich bei den meisten ausgewählten Fonds ein substanzieller Rücksetzer, der ein sanftes Abschmelzen der bis dahin erzielten Wertentwicklung andeutete. Binnen 8 Wochen waren dann die Gewinne seit Jahresbeginn etwa beim V/A Stiftungsfonds wieder aufgezehrt. Hier hat das Risikomanagement dann scheinbar nicht richtig gegriffen. Die Abschläge sind nicht fatal, aber sie sind ausreichend, ein Bild zu skizzieren. Beim College Fonds, gemanagt von Jörg Müller, sah das Bild anders aus, er konnte seine Performance konservieren, was in der Phase zwischen Mai und Juli auch anderen Fonds gelungen ist. Es war also machbar. Zur Normalsituation an den Märkten hat der Fondslenker eine klare Meinung: „Eine Rückkehr zur Normalität, also Staatsanleihen mit Zinsen von 3-5% wird es unserer Meinung in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Darauf müssen sich auch Stiftungen einstellen.“
Wer holt welche Abschläge wie schnell auf?
Richtig frappierend zeigen sich dann die Schwächen in der Vermeidung von Draw Downs ab Anfang August. Schubweise bauten die Fonds ihre Verluste aus, ausgehend von gut 5% Zuwachs seit Jahresbeginn bedeuteten die Rücksetzer Verluste von teilweise gut 10%. Manche Fonds sind somit mit 5% in den roten Bereich gerutscht. Das sind also die Größenordnungen, die Stiftungen hier aushalten müssen. Auch den College Fonds hat es im August „erwischt“, aber ein modernes Mischfondskonzept zeichnet aus, dass es Verluste ebenso rasch wieder aufholen kann, wie sie entstanden sind. Das Geheimnis von Jörg Müller ist die Beurteilung der konjunkturellen Lage und die damit verbundene Titelselektion auf der Aktienseite: „Die Konjunktur ist global auf Unterstützung der Notenbanken angewiesen. Deflation könnte daraus folgen und anschließend eine schwere Wirtschaftskrise. Ohne Unterstützung der Notenbanken könnte die Krise noch schneller kommen“, weiß Müller zu erläutern. Der Fondsmanager weiter: „Somit scheint als Ultima Ratio nur die Krisenverschiebung in die Zukunft. Gute Dividendenpapiere multinationaler Unternehmen scheinen in diesen Zeiten am ehesten zu profitieren. Darauf setzen wir im Fonds.“
Fazit
Vermeidung von Rücksetzern und die Fähigkeit, Verluste rasch wieder aufzuholen, das sind Eigenschaften, die ein moderner stiftungsgeeigneter Fonds mitbringen muss. Produkte wie der College Fonds laufen damit so manchem Stiftungsfonds den Rang ab. Wichtig ist, dass sich Stiftungen gerade in schwachen Börsenphasen immer wieder ein Bild „ihres“ Fonds machen. So bitter Verluste sind, sie zeichnen doch ein klares Bild der Leistungsfähigkeit eines Fonds und des Leistungsnachweises des zuständigen Fondsmanagers. Insofern sollten sich Stiftungen wünschen, dass ab und an Gewitterstürme über die Börsen hinwegfegen. Im richtigen Leben reinigen die ja auch die Luft.
Hinweis I: Die in der Grafik unter anderem enthaltenen College Fonds, Landert Stiftungsfonds und Deka Stiftungen Balance sind auch in der Übersicht zu stiftungsgeeignete Fonds enthalten, die DIE STIFTUNG anhand einiger ausgewählter Kriterien zusammengestellt hat.
Hinweis II: Jörg Müller, Fondsmanager des College Fonds, nimmt in diesem Jahr auch an der Frankfurter Debatte teil. Diese fand am 4.11. in Frankfurt statt und stellt wie in jedem Jahr ein Highlight in Ausgabe 6/2015 dar. Außerdem wird die Frankfurter Debatte ab dem 2.12. in voller Länge und ergänzt um Video-Interviews mit den diesjährigen Protagonisten auf die-stiftung.de abrufbar sein.