22. Juni 2018 Jörg Müller

Low Volatility 2.0 – jetzt erst recht!

Das Ausnutzen der Low Volatility Anomalie ist in aller Munde. Speziell nach der Finanzkrise im Jahr 2008 nahm der Risikohunger der Anleger ab. Strategien wie jene auf Basis der Low Volatility-Strategie trafen stattdessen den Geschmack der Investoren. Nach fast 10 Jahren Hausse mehren sich nun die vorsichtigen Stimmen, obwohl es nach wie vor genügend gute Gründe für Low Volatility-Aktien gibt. Denn: Die Strategie ist lebendiger denn je.

Zuletzt kamen Low Volatility-Aktien bzw. die damit in Verbindung stehenden Strategien ins Gerede, weil die Ergebnisse nicht mehr stimmten. Sollte sich die Strategie überlebt haben? Hierzu sollten Anleger wissen, dass sich Strategien immer wieder ihre Auszeiten nehmen, speziell in Spät-Haussephasen, wo die Bewegung von immer weniger Aktien getragen wird. Jetzt, wo die Märkte konsolidieren und eine Korrektur nicht ausgeschlossen werden kann, dreht sich das Bild vermutlich wieder. Low Volatility Investing kann ja auch dann erfolgreich sein, wenn Anleger ganz konsequent hochvolatile Titel meiden. Diese stehen für ein hohes Beta, entwickeln sich also meist deutlich besser als der breite Markt, führen bisweilen gar Aufwärtsbewegungen an. Hat man sie nicht, ist man bei der Musik irgendwann nicht mehr mit dabei. Allerdings fallen diese High Vola-Aktien auch überproportional zurück, sollte der Markt in den Korrekturmodus schalten. Konsolidierungen wie derzeit können diesen Aktien meist nur ganz vorübergehend etwas anhaben. Korrekturen aber schlagen regelrecht ins Kontor, erzeugen beim Anleger meist große Schmerzen. Freud und Leid liegen beim High Vola-Investing meist eng beieinander, weil Anleger eine Korrektur zu spät erkennen und das sich ausbildende Abwärtsmomentum unterschätzen. Bei Low Volatility-Aktien ist man davor weitestgehend gefeit.

 

Scheinwerferlicht-Aktien meiden

Es gilt, bei Low Volatility-Aktien zwei Typen zu unterscheiden. Jene mit einem Value-Profil, und jene mit einem Wachstumsprofil. Untersuchungen der Universität Beijing (China) und Kaohsiung City (Taiwan) zeigen, dass Low Volatility-Aktien mit einem Value-Profil den breiten Markt um bis zu 2% p.a. outperformen, während solche mit einem Wachstumsprofil um etwa mehr als 1% p.a. schlechter als der Markt abschneiden. Gleichzeitig zeigte sich, dass sich das Regime rund um die Low Volatility-Aktien zuletzt grundsätzlich veränderte. Seit 2008 sind risikoaverse Strategien insgesamt gesuchter, weshalb die Mittelzuflüsse in den Low Vola-Bereich stark zulegten. Dessen sollten sich Anleger gewahr sein, speziell bei Low Vola-Aktien mit Wachstumsprofil kann das zur Gefahr werden, wenn zum Ausstieg geklingelt wird. Denn exakt diese Kategorie erfreute sich steigender Beliebtheit bei Anlegern, diese Aktien zogen zuletzt immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Solche High-Attention-Stocks – von denen es derzeit jede Menge gibt (Stichwort FANG Aktien wie, Facebook, Apple, Google, Alibaba, Tencent & Co.) – jedoch waren in der Vergangenheit nur selten der Hort, um in Märkten im Korrekturmodus gut und schmerzfrei zu überwintern. Dies ist umso wichtiger als dass die Vergangenheit Eines zeigt: je länger Phasen mit niedriger oder extrem niedriger Volatilität dauern, desto heftiger werden die Rückschläge am breiten Markt in einer Korrektur ausfallen, und desto länger kann sich eine „Saure-Gurken-Phase“ an den Börsen hinziehen.

 

Der Valueness auf der Spur

Wie finden Anleger nun Low Vola-Aktien mit einem Value-Profil, also solche Aktien mit Valueness? Robert Haugen, der Vater der Erkenntnisse rund um die Low Vola-Strategie, brachte es auf den Punkt indem er Investoren ans Herz legte, schlichtweg die so genannten „story stocks“ zu vermeiden, also solche die in aller Munde sind und die entsprechend vom Markt mit einer immer größeren Bewertungsprämie versehen werden. Ganz grundsätzlich schält sich bei der Selektion von Low Vola-Aktien ein Strauß von Kriterien heraus, die für eine Aktie bzw. das Unternehmen sprechen: geringe Verschuldung, klare Wettbewerbsvorteile bzw. -position, auch Aspekte einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung spielen immer stärker eine Rolle. Low Vola-Aktien sind dazu nicht immer Schnäppchen, aber mittels fundierter Analyse läßt sich erkennen, ob die Bewertung Luft nach oben hat. Auch muss analysiert werden, ob sich eine Aktie bei steigenden Zinsen vielleicht ähnlich wie eine Anleihe verhält. Es gibt Branchen, bei denen ist dies im Fall einer anhaltenden Zinswende zu erwarten, weshalb diese hier dann aus dem Universum herausfallen. Schließlich sollten sie nicht bereits im Scheinwerferlicht stehen. Von diesen Aktien lassen sich auch heute noch jede Menge finden, da Investoren auf der ganzen Welt gefühlt ohnehin nur noch nach FANG-Aktien gieren.

 

Low Volatility braucht mehr denn ja aktives Management

Um genau zu vermeiden, in solch einen Spotlight-Sog zugeraten, braucht die Low Vola Strategie aktives Management. Auch Low Vola-Aktien können teuer werden, wenn sie sich zu Wachstumsaktien „verändern“ und sie dann aus dem Low Vola-Universum ausscheiden. Überschießen dann die Bewertungen, kann aus Low Vola auch High Vola werden. Solche Aktien müssen konsequent herausgefiltert werden. Wichtig ist das aus Sicht der Marktzyklik. Gerade in schwächeren Marktphasen legen Low Vola-Aktien ja ihr Fundament für die Outperformance in der folgenden Baisse, das ist die Stärke der Strategie. Genau aus diesem Grund muss das Portfolio regelmässig gescreent und aktiv angepasst werden, muss das Portfoliomanagement diszipliniert das Aktienuniversum aufs Neue sortieren. Dieser Faktor wird auch wichtig, wenn sich die Zinswende endgültig manifestiert und daran anknüpfend die Schwankungsbreiten an den Märkten wieder anziehen. Low Vola funktioniert in diesem Fall nur dann, wenn das Portfolio „sauber“ ist, wenn also Low Vola-Traps aus dem Portfolio entfernt wurden, wenn das Low Vola-Portfolio seine Stärken voll ausspielen kann.

 

Fazit

Low Volatility 2.0 setzt dort an, wo Low Vola 1.0 aufhört. Aktien von fair bewerteten Unternehmen, die kontinuierlich verlässliche Geschäftszahlen liefern und nur wenig Spektakuläres zu bieten haben, schwanken nur gering, weil sie nicht so im Scheinwerferlicht stehen wie andere. Diese Aktien gab es immer, und sie wird es immer geben, insbesondere wenn sich ob der neuen medialen Mechanismen die Aufmerksamkeit auf bestimmte Gruppen von Aktien fokussiert. Wird jetzt die Zinswende Realität und die Welt multipolarer und damit unwägbarer, werden sich viele Bewertungsaufschläge relativeren. Vor allem dort, wo diese überproportional gewährt wurden und wo fraglich ist ob die Unternehmen künftig auch „liefern“ können. Für Low Vola-Aktien, also die verlässlichen, fair bewerteten Langweiler unter den Aktien, ist das dann die vielleicht beste aller Welten. Auf jeden Fall aber eine gute.

 

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