Faktorenmodelle, Smart Beta und Low-Volatility – eine prinzipielle Einordnung
Wie so oft in der Investmentbranche ist der anfängliche Hype bei neuen Fondsprodukten, welche heilbringend angepriesen werden, sehr hoch. Auf dem Fondskongress in Mannheim drehte sich dieses Jahr gefühlt jeder zweite Vortrag um das Thema Smart Beta. Was ist Smart Beta? Was sind Faktorenmodelle? Was hat die Low-Volatility-Anomalie damit zu tun und warum erfreuen sich Faktorenmodelle besonders bei institutionellen Anlegern besonderer Beliebtheit? Diesem Phänomen wollen wir uns im Folgenden nähern.
Beginnen wir mit der Empirie:
Laut einer Umfrage von BlackRock finden faktorbasierte Strategien (Faktorenmodelle) in Anlageprozessen immer stärkere Berücksichtigung. Demnach verwenden mehr als 85 Prozent der Umfrageteilnehmer Faktoren innerhalb ihres Anlageprozesses. Beinahe zwei Drittel gaben an, den gezielten Einsatz von Faktoren innerhalb der vergangenen drei Jahre sogar erhöht zu haben. (Befragt wurden 200 Manager von institutionellen Investoren aus 20 Ländern, darunter 70 Teilnehmer aus Europa und drei aus Deutschland, die zusammen ein Vermögen von 5,5 Billionen US-Dollar verwalten.)
Faktorenmodelle basieren auf der wissenschaftlich fundierten Überlegung, dass Risiken und Renditen aller Investitionen auf ein bestimmtes Spektrum an zugrundeliegenden Faktoren zurückzuführen sind – unabhängig davon, wie unterschiedlich sie in ihrer Höhe auch sein mögen. Der Logik dahinter: Investitionen werden auf einfache Art und Weise in folgende makroökonomische Faktoren zerlegt: Wirtschaftswachstum, Inflation, Zinsniveau und Stil-Faktoren. Unseres Erachtens sind davon aktuell sechs Stilfaktoren zum Aktienmarkt gut untersucht: Die Faktoren Quality, Value, Small Cap, High Dividend, Momentum und Low-Volatility.
Drei dieser Faktoren nutzen wir nach Auswertung unserer langjährigen eigenen Studien auch für die Titelselektion im College-Fonds: Low-Volatility, High Dividend und Quality. Damit ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zum Thema Smart Beta:
Klassische Indizes -z.B. der Dax- basieren lediglich auf einem Ein-Faktor-Modell, nämlich der Marktkapitalisierung! Gemäß unseren obigen Ausführungen gibt es aber deutlich mehr Faktoren, welche die Rendite eines Investments determinieren. Dieses gilt es bei der Portfoliokonstruktion zu beachten. Die Berücksichtigung mehrerer zum Teil unterschiedlicher Faktoren leisten Smart-Beta-Indizes, welche auch als Faktorenindizes bezeichnet werden. Unseres Erachtens eine wirklich sinnvolle Weiterentwicklung. Allerdings ist bei einigen Anbietern solcher Produkte zu beobachten, dass die Anforderungen an Faktoren vielfach aufgeweicht werden, d.h. es werden Produkte vermarktet, bei denen wir uns die Frage stellen, auf welcher Markttheorie bzw. Basis welcher Faktoren sie denn entsprungen sind.
Unseres Erachtens sollten Anleger eine klare Meinung haben, welche der o.g. Faktoren einen Einfluss auf die zukünftigen Aktienkurse haben werden und dann die passenden Produkte dazu wählen: unsere Meinung zu dem Thema ist klar und lässt sich kurz und transparent formulieren: Low-Volatility, High-Dividend und Quality!