Erinnern Sie sich: Vor einem Jahr waren die meisten Analysten und Anleger einig, dass die Zinsen steigen und man daher die Anleihen meiden sollte. Stattdessen wurden europäische Aktien als Geldanlage empfohlen. Tatsächlich kam es anders. Wie ist die hervorragende Performance des College Fonds in 2014 in diesem Umfeld zu erklären und wie werden uns in 2015 positionieren?
Anleger konnten mit Anleihen aufgrund rückläufiger Zinsen mehr verdienen als mit einer Anlage in deutschen oder europäischen Aktien, die nur seitwärts tendierten. Das unerwartet schwächere Wirtschaftswachstum setze insbesondere die Aktienkurse der aufstrebenden Länder Brasilien und Russland unter Druck. Auslöser waren hier neben politischen Unwägbarkeiten auch der stark gefallene Ölpreis und die Rohstoffmärkte.
Wird 2015 anders verlaufen? Wir, vom Asset-Management des College Fonds, rechnen mit einem sehr bewegten Jahr. Dazu dürften auch die weiterhin unterproportional steigenden Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft beitragen. Die Mehrzahl der Experten prognostizieren für 2015 einen moderaten Anstieg des Wachstums in Europa und eine Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs in den USA. Die Wachstumsabschwächung in China sollte anhalten, während das Wachstum vieler „aufstrebender“ Staaten nur moderat verlaufen sollte.
Insgesamt bietet dies den Rahmen für einen relativ langen Konjunkturzyklus ohne Inflationsgefahren, zumal der Energie- und Rohstoff- Preisverfall zu deflationären Tendenzen führt. Dabei dürfte sich der kräftige Rückgang des Ölpreises positiv auf das Wirtschaftswachstum insbesondere in Europa auswirken. Industrie und Verbraucher sparen hier viele Milliarden Euro ein, welche für den Konsum zur Verfügung stehen. Der Rückgang des Ölpreises erhöht zugleich aber auch die Gefahren, dass ein Öl-Förderland wie Russland, oder ein großes Öl- Förderunternehmen wie Petrobras, in finanzielle Schwierigkeiten geraten, was dann wiederum Rückwirkungen auf viele Banken und die Konjunktur haben könnte.
Die Finanzmärkte standen 2014 einmal mehr im Banne der Notenbanken. Die Notenbanken können vielfach die zugrunde liegenden ökonomischen Probleme nicht lösen, sie können aber der Politik Zeit geben, die anstehenden Reformen zu beschließen. Auch vor dem Hintergrund der fallenden Preise in der Eurozone erwarten wir, dass die EZB die Zinsen sehr lange auf dem Niveau von Null halten wird. Der soeben beschlossene Ankauf von Anleihen wird die Liquiditätsblase in Europa zusätzlich weiter ausdehnen. Die amerikanische Notenbank hingegen könnte die Zinsen in diesem Sommer erstmalig leicht anheben. Für die Entwicklung des US-Dollars wie für die Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte dürfte es entscheidend sein, wie schnell die US – Notenbank den Restriktionskurs verschärft.
Wichtig für die europäischen Aktien- und Rentenmärkte und damit natürlich auch für unseren College Fonds dürften die Wahlen in Spanien und Portugal sein. Ein Aufleben der Grexit Diskussion ist seit der Wahl in Griechenland in vollem Gange. Ein Ausscheiden eines Partners aus der Währungsunion wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine Belastung für Europa.
Für die Aktienanleger bedeutet dies, dass die Aktienmärkte in Europa im Rahmen einer moderaten Gewinnverbesserung der Unternehmen und getrieben durch die Liquiditätsschöpfung der Notenbanken, weiteres Potential besitzen. Die tiefen Zinsen, sowie sehr günstige Öl- und Rohstoffpreise entlasten Verbraucher und Firmen deutlich. Zusätzlich kommt Phantasie auf, dass Firmen auch in Europa verstärkt eigene Aktien zurückkaufen. Hinzu kommt, dass das anhaltend niedrige Zinsniveau bei nahe Null immer mehr Anleger veranlassen wird, einen etwas höheren Anteil in Aktien zu investieren. Schwieriger ist die Situation in den Emerging Markets. Die dortigen Kapitalmärkte dürften durch Kapitalabflüsse infolge steigender Zinsen in den USA belastet werden. Wir bevorzugen weiterhin grosse Unternehmen aus Europa und USA mit stabilen Umsätzen, einem etablierten Geschäftsmodell und seit Jahren nachweisbarer stabiler Dividendenausschüttung.
Auf der Zinsseite setzen wir mit dem College Fonds weiterhin breit gestreut auf Unternehmens- Anleihen und mischen deutsche Staats- Anleihen zum Depot. Daneben gefallen uns auch noch USD Unternehmens- Anleihen. Gold ist nach den starken Kursrückgängen vor dem Hintergrund weltweit bestehender Krisenherde zur Diversifizierung eine Option.
Insgesamt ist die Euro-Zone in einem schwierigen Dilemma: Eine Fortsetzung eher „solider“ Finanzpolitik treibt die EMU weiter in deflationäres Terrain. Das Gegen-steuern der EZB („Q.E.“) könnte dies möglicherweise verhindern, würde jedoch neue gefährliche Anreize und erhöhte Marktrisiken schaffen („moral hazard“). Wir glauben, dass die Politik dieses Risiko in Kauf nehmen wird. Eine weitere massive monetäre Verwässerung (Aufblähung der Aktien- und Zinsmärkte / €-Abwertung) scheint damit vorprogrammiert.
Wegen der Risiken und Nebenwirkungen sollten Sie sich mit Ihren Anlageberater intensiv unterhalten. Wir freuen uns auf eine Vertiefung im persönlichen Gespräch.
Ihr
Jörg Müller